Als Skye Sedgewick brutal entführt
wird, rechnet sie damit getötet zu werden. Doch stattdessen wird sie
auf ein kleines Boot verschleppt, wo sie von ihrem Entführer
körperlich misshandelt und gedemütigt wird. In ihrer Not flüchtet
sie sich in Erinnerungen an ihre Kindheit und ihre tiefe Freundschaft
zu Esteban, der eines Tages plötzlich spurlos verschwand. Und dann
wird ihr klar, dass sie ihren Entführer kennt, sie ihm schon einmal
in die Augen geschaut hat und dass ihr dieser Mensch mal sehr viel
bedeutete.
Der Schreibstil der Autorin ist für
mich einzigartig. Dieser ist zwar einfach und leicht zu lesen, hat
aber dennoch einiges an Poesie und tiefgründige Sätze zu bieten.
Auch der Erzählstil ist etwas Besonderes. Man bekommt die Geschichte
nicht nur aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt, sondern durch
Rückblicke in die Vergangenheit, auch aus verschiedenen Zeitebenen.
Das führt dazu, dass sich einige Ungereimtheiten in der Gegenwart
erst nach und nach klären und man ein Verständnis dafür bekommt,
warum die Protagonisten so handeln, wie sie es tun.
Was die Geschichte angeht, so möchte
ich darauf hinweisen, dass es sich hier nicht um eine typische
Entführungsgeschichte handelt, sondern um viel mehr. Im Grunde ist
das Kidnapping nur Teil einer viel tiefgründigeren Handlung. Was als
spannender aber auch bewegender Thriller beginnt, entwickelt sich zu
einer hoch emotionalen und packenden Liebesgeschichte voll von
Gefühlen und dramatischen Geheimnissen, die mich zutiefst berührt
hat. Klingt, als würde man es früher oder später mit dem oft
verwendeten Thema Stockholm-Syndrom zu tun bekommen, das stimmt
jedoch überhaupt nicht, denn es geht tatsächlich um ehrliche und
echte, wenn auch im ersten Moment nicht ganz nachvollziehbare Liebe.
Außerdem spielt Rache und angestaute Wut, auf Grund von Verrat, aber
auch Missverständnissen, eine sehr große Rolle. Es geht um tiefe
seelisch Verletzungen und das Resultat daraus, um Freundschaft und
Familie. In diesem Sinne ist dieses Buch ein vielschichtiger,
packender Unterhaltungsroman voller größtenteils unvorhersehbarer
Wendungen, der so gut wie keine Klischees nötig hat.
Ebenfalls kann ich nur über die sehr
vielschichtigen Charaktere schwärmen. Wie schon gesagt, versteht man
ihr Handeln oft erst nach und nach. Gerade bei Damian könnte man
dazu neigen, ihn zu verurteilen. Jedoch lernt man ihn im Verlauf der
Geschichte und vor allem der Rückblicke immer besser kennen und
sogar lieben. Und auch Skye ist eine Protagonistin, die man nicht
sofort ins Herz schließt, auch wenn man mit ihr leidet und ihr ihr
Martyrium nicht im Geringsten wünscht. Allerdings entwickelt sie
sich in eine solch großartige Richtung, dass man ihr irgendwann ihre
Macken vergibt.
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